Für vitale Organisationen & Teams!
Thordis Treiber, 2025
Vitale Organisationsentwicklung?
Was ist das eigentlich?
Was meinen wir mit „Vitalität“, wenn wir uns in unternehmerischen Kontexten bewegen, in denen wir gewohnt sind, von Performance zu sprechen? Von Change, Transformation und Lebenslangem Lernen…
Bevor wir an die Klärung gehen, sollten wir vielleicht kurz vorwegstellen, dass „Performance“ per se kein falscher Begriff für uns ist. Insbesondere dann nicht, wenn wir qualitative und quantitative Performance in Balance vorfinden. Doch „Vitalität“ hat noch einige andere implizite Qualitäten, die für uns tiefer gehen und im Kern genauer bezeichnen, was wir in Organisationen erreichen wollen.
Es ist im Grunde so: Vitale Organisationsentwicklung ist unsere strategische Antwort auf eine zunehmend komplexe, von Krisen geschüttelte und von Automatisierung geprägte Unternehmenswelt. Sie steht für eine Qualität der Entwicklung über rein rationale Optimierung hinaus und zielt darauf ab, Organisationen und Teams nicht nur effektiver und effizienter zu machen, sondern lebendiger in ihrer Resonanzfähigkeit und kontextbewusster in ihren strategischen und adaptiven Prozessen.
Aber vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle: Warum sollte das wichtig sein?
Weil angesichts des technologischen Fortschritts und der sprungartigen Omnipräsenz von Künstlicher Intelligenz die Notwendigkeit entsteht, syntaktische Analyse und semantisches Bedeutungsverstehen weiterhin eng zusammenhalten und durch komplementäre Ansätze auf ein neues Leistungsniveau heben.
Wir holen hier gern etwas aus und nehmen Sie mit in unsere Gedankenkette:
Berater, Organisations- und Personalentwickler haben sich lange als prüfende Instanz verstanden. Gefragt waren analytische Schärfe, um Ineffizienzen und Optimierungspotentiale aufzudecken. Objektive Wissensimpulse und Entscheidungsgrundlagen sollten im Stil neutraler Fachexpertise kommuniziert und zweifelsfreie Ausrichtungen in die Zukunft vorgezeichnet werden.
Doch angesichts der exponentiellen Entwicklung von Rechenkapazitäten, Datenqualität und der schon genannten zunehmenden Omnipräsenz Künstlicher Intelligenz in Wissens- und Entscheidungsfindung haben wir konsequent gefragt: Ist diese Form der rein rationalen Unternehmensbegleitung überhaupt noch relevant? Wie verändert sich die Rolle von Beratern, Prüfern und Entwicklern, wenn mustererkennende Technologien diese Aufgaben mit deutlich höherer Effizienz und Präzision ausführen? Wenn der Mensch zur Fehlerquelle wird? Wodurch zeichnen sich die Qualität und Wertstiftung unserer persönlichen Beratungs- und Entwicklungsleistung dann aus?
Unsere Antwort ist leidenschaftlich menschlich:
Durch unsere kontextsensiblen Interpretationen von individuellen Entscheidungskonsequenzen. Durch unsere komplementären Perspektiven, die durch Dialog und Synergiebildung mehr Erkenntnis erzeugen als in bloßer Summierung ihrer Einzelkomponenten. Durch unseren kreativen Umgang mit Polaritäten, Widersprüchen und Zufallsfunden, wodurch wir (alte) Denkmuster brechen und Lösungen in Neukombinationen finden. Und ganz besonders durch unser wahrnehmungsstarkes Gespür für herausfordernde, emotionale Zustände wie Unruhe, Ungeduld oder Unbehagen, die mit Veränderungsprozessen einhergehen!
“It is comparatively easy to make computers exhibit adult level performance on intelligence tests or playing checkers, and difficult or impossible to give them the skills of a one-year-old when it comes to perception and mobility.” Hans Moravec
Das heißt, im Gegensatz zum ingenieurswissenschaftlichen Erfolg der hochleistungsstarken Narrow AI beziehungsweise “fake intelligence” (Luc Steels) verstehen wir die Bedeutung von komplexen Fragestellungen, herausfordernden Abhängigkeiten und emotionalen, menschlichen Phänomenen. Wir sind keine Black Box. Wir denken – im wahren Sinne des Wortes. Plastisch, adaptiv, energieeffizient! Und wir verbinden uns als Menschen mit anderen Menschen und erzeugen dadurch aus einem Team und einer Organisation einen lebendigen Organismus, der im konstanten Werden sein muss, um nicht zu vergehen.
Vitalität ist also ein strategischer Schlüsselbegriff unseres Ansatzes. Vitalität beschreibt nicht bloß Energie oder Leistungsfähigkeit, sondern die lebendige Kraft eines Systems, sich stimmig, kohärent und in seinem Kontext sinnhaft zu entfalten. Sie zeigt sich darin, wie sehr der Organismus in der Lage ist, Energie wirksam zu bündeln, flexibel und sinnorientiert zu handeln, und kreativ mit Veränderungen und Brüchen umzugehen und dabei innere Klarheit und äußere Resonanz zu entwickeln.
Dabei ist Vitalität natürlich kein fixer Zustand sondern ein dynamisches Feld. Sie entsteht, wenn Organisationen nicht nur funktionieren, sondern wirklich leben. Henri Bergson verstand darunter eine schöpferischere Bewegung, die mit dem Mut einhergeht, Neues nicht sofort kontrollieren und eingrenzen zu wollen, sondern in der Entfaltung seines Potenzials zuzulassen. Und Peter Kruse – der von uns angebetete, virtuose Meister der Organisationsentwicklung – erkannte die Vitalität von produktiv selbstorganisierten Systemen dort, wo kollektive Intelligenz nicht durch Steuerung sondern durch Resonanz wirksam wird.
In diesem Sinne wird Vitalität vor allem dort erfahrbar, wo echter Dialog entsteht – nicht als Informationsaustausch, sondern als schöpferischer Raum des gemeinsamen Denkens und Werdens (David Bohm).
Also zurück zur vitalen Organisationsentwicklung!
Wir sehen unsere Aufgabe darin, durch unsere Beratung, Bildungsformate und Coachings Teams und Unternehmen zu befähigen, um:
Energie wirksam zu bündeln
Wir unterstützen Organisationen dabei, Klarheit über ihre zentrale Ausrichtung zu gewinnen, Prioritäten zu schärfen und vorhandene Kräfte strategisch auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das bedeutet auch: Störfelder zu erkennen, Blockaden zu lösen und Ressourcen kohärent zu organisieren.
Sinnorientiert und wirkungsvoll zu handeln
Wir begleiten Unternehmen in der Entwicklung einer tief verankerten, kollektiv getragenen Sinnorientierung. Diese wird zur tragfähigen Grundlage für Engagement, Verantwortung und Identifikation – sowohl auf individueller als auch auf organisationaler Ebene. Es geht nicht nur um das „Warum“, sondern um die bewusste Gestaltung von Wirkung, die als bedeutsam, relevant und zukunftsfähig erlebt wird.
Zukunftsorientiert und impulsstark zu gestalten
Wir fördern eine offene, vorausschauende Haltung gegenüber Veränderung – mit einem wachen Blick für kommende Entwicklungen, Chancen und Notwendigkeiten. Statt sich an bestehenden Strukturen festzuhalten, unterstützen wir Organisationen darin, Impulse des Neuen aufzunehmen, mit frischen Perspektiven zu verknüpfen und daraus zukunftsfähige Ansätze, Lösungen und Formen der Wertschöpfung zu entwickeln. So entstehen nicht nur Reaktionen auf Wandel, sondern aktive Beiträge zur Zukunft.
Innere Klarheit und äußere Resonanz zu entwickeln
Wir fördern Prozesse und Dialogformen, die Selbstwahrnehmung und Verbindung stärken – zwischen Menschen, zwischen Teams und zwischen Organisation und Umfeld. Daraus erwächst eine Identität, die nicht starr, sondern resonant und beziehungsfähig ist.
Vitale Organisationsentwicklung ist in diesem Sinne kein Produkt, sondern eine Praxis. Sie wird dort wirksam, wo Unternehmen beginnen, ihre lebendige Gestaltungsfähigkeit bewusst zu kultivieren – auf kultureller, struktureller und zwischenmenschlicher Ebene. Dabei entsteht Vitalität nicht durch mehr Aufwand, sondern durch eine veränderte Qualität von Aufmerksamkeit, Haltung und Verbindung.
Sie werden sie erkennen an:
sinnvoll konzentrierter Einfachheit statt komplexer desorientierter Überforderung
dialogischer Führung statt hierarchischer Steuerung
dynamischen Synergien statt methodisch reduzierten Prozessen
kohärenten Visionen statt flüchtigen Strategien
Und dabei bleibt es nicht allein. Denn Vitalität geht einher mit einem zweiten, ebenso grundlegenden Prinzip: demjenigen der Reifung.
Reifung beschreibt den inneren Entwicklungsweg eines lebenden Organismus hin zu mehr Bewusstheit und integrativer Gestaltungsfähigkeit. Während Vitalität für Lebenskraft, Energie und Resonanz steht, beschreibt Reifung die Fähigkeit, mit Ambivalenz umzugehen, aus Erfahrungen zu lernen und Verantwortung auf einer tieferen Ebene zu übernehmen. Reife Organisationen erkennen innere wie äußere Muster, deuten Komplexität differenziert und gestalten Veränderungsprozesse aus innerer Stabilität heraus.
Vitale und reife Organisationen sind somit in der Lage:
Spannungen nicht zu verdrängen, sondern als Entwicklungschance zu nutzen,
Identität nicht zu behaupten, sondern kontinuierlich zu klären,
aus Herkunft zu lernen, ohne in ihr steckenzubleiben,
und Zukunft nicht nur zu planen, sondern aus innerem Wachstum hervorzubringen.
Sie sind lebendige Systeme, die sowohl kraftvoll als auch bewusst mit sich selbst und ihrer Umwelt in Verbindung stehen.
Ihnen fühlen wir uns verpflichtet. Deshalb: All in!